Faris Delalic studiert Komparatistik an der LMU München. Für das Cultural Policy Lab sprach er Anfang August mit dem Betreiber des Harry Klein Clubs David Süß, der seit der Kommunalwahl im März 2020 auch für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN als Stadtrat tätig ist. Im Februar nahm David Süß als Experte an der Veranstaltung Cultural Policy Lab in den Münchner Kammerspielen teil. Die im Gespräch gewonnenen Einblicke verarbeitet Faris Delalic, ergänzt durch eigene Beobachtungen und Erfahrungen, zu einer Bestandsaufnahme der anhaltenden Krise, in der sich Münchner Kulturschaffende durch die pandemiebedingten Einschränkungen bis zum Erscheinen dieses Textes befinden. Denn auch mehrere Monate nach dem Gespräch mit Süß stellt sich die Situation für die vielfältige Veranstaltungsbranche existenzbedrohend dar.
Kleine, dunkle Räume, gefüllt mit tanzenden Menschen, enganliegenden Körpern. Bunte Lichter blitzen durch die Räume, die Körper berühren sich, Schweiß und Ekstase liegen in der Luft und die Beine bewegen sich im Rhythmus. Übliche Szenen im Nachtleben einer Stadt wie München. Doch Anfang des Jahres änderte sich dieses Bild langsam; gegen Ende Februar gingen nach und nach die Lichter aus, die Beine standen still und den Räumen wurde der Rücken zugekehrt. Spätestens ab der zweiten März-Woche war es dann vorbei mit dem Tanz, als langsam ein erster Soft-Lockdown eingeführt wurde; zu Hause bleiben, andere Menschen meiden, Kontakte auf das Mindeste reduzieren. Deutschland schien still zu stehen und jede (Offline-) Industrie hatte mit den Bedingungen und Konsequenzen der Pandemie zu kämpfen. Auch die Veranstaltungsindustrie ist eine, die in diesem Jahr stark unter den Folgen der Corona-Krise leidet.
Während in den darauffolgenden Monaten seit März eine Vielzahl an öffentlichen Einrichtungen und Betrieben ihre Tore unter Einschränkungen und Einhaltung besonderer Regeln wieder öffnen konnten, so stehen Veranstaltungen wie Konzerte immer noch vor vielen Problemen; Großveranstaltungen sind weiterhin verboten, die ersten Konzerte seit dem Lockdown finden erst seit August wieder statt und die Nutzung von Innenräumen wie Klubs und Diskotheken wird erst langsam wieder ermöglicht. Das alles unter stark einschränkenden Regeln, die zwar, aufgrund der aktuellen Lage, grundsätzlich notwendig sind, in ihrer Planung und Umsetzung jedoch kaum weiterentwickelt werden.
Diese schwierigen Umstände der Sars-CoV-2 Pandemie warfen bei den Verantwortlichen und Betroffenen in den letzten Monaten viele Fragen auf: wie kann man während einer Pandemie überhaupt Veranstaltungen abhalten? Wie lange kann man die Betriebe unter diesen Umständen aufrechthalten? Wie sieht die Zukunft für die Industrie aus? Und wie kann und soll die Politik, der Staat dieser Industrie helfen? Diese und weitere Fragen habe ich David Süß gestellt. Süß ist Inhaber des Harry Klein, Mitglied des Münchner Stadtrats für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Vorsitzender des Verbands der Münchener Kulturveranstalter e.V. (VDMK).
David Süß beschreibt die Zeit während der Corona-Krise als „sehr viel in sehr kurzer Zeit.“ Besonders zu Beginn der Verbreitung des Virus und der ersten Hygiene- und Lockdown-Bestimmungen, herrschte viel Verwirrung und Unmut. Das Einzige, was zu diesem Zeitpunkt, Anfang / Mitte März, sicher feststand war, dass alle Clubs, Bars, Theater usw. vorerst schließen mussten; bis zu einem unbestimmten Zeitpunkt. Niemand hatte eindeutige Antworten auf die unzähligen Fragen der Veranstalter:innen; auch nicht der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), an den die Mitglieder des VDMK nach einem Krisentreffen am 11. März einen offenen Brief geschickt hatten. Der Betrieb musste vollkommen eingestellt werden, vorerst ohne klare Aussicht auf Hilfe.
Dementsprechend schnell entwickelten sich die ersten Existenz-Sorgen bei den Veranstalter:innen, wie David Süß formulierte: „[D]ann kommen schon die April-Mieten für die meisten, […] die April-Löhne, in der Zeit, wo du eigentlich […] schon zwei Drittel vom Monat keine Einnahmen mehr gehabt hast, […] wo du merkst, es wird schwer. Was macht das mit meinen Rücklagen? Es gab noch gar keine Aussicht auf die ersten Hilfeleistungen, das hat schon für sehr viel Frust gesorgt.“
Dieser Frust war meiner Meinung nach vorprogrammiert und richtete sich relativ schnell gegen die Politik, die kurze Zeit später mit verschiedenen Hilfeleistungen reagierte. Am 16. März kündigte Ministerpräsident Markus Söder ein 10 Milliarden Euro schweres Finanzpaket an, u.a. mit Soforthilfe für Unternehmen bestimmter Größenordnungen. Dies wirkte sich vorerst positiv auf die Veranstaltungsbranche aus, wie Süß bestätigt: „Viele haben dann die Soforthilfe beantragt und auch bekommen. Das ist natürlich gut, muss man sagen, und hat auch wirklich geholfen.“
Der Frust dieser ersten Phase der Krise konnte jedoch nicht ganz aufgelöst werden; trotz der guten und schnellen Soforthilfen blieben einige Bedürftige auf der Strecke, so Süß: „Da waren aber auch welche dabei, die nichts bekommen haben. Wir haben jetzt auch bei uns im Verband welche, die haben tatsächlich bis heute [Anfang August, Anm. d. Verf.] noch keine Unterstützung bekommen und das ist schon irre.“ Obwohl die Soforthilfe bei vielen Menschen für eine gute und nötige Unterstützung sorgen konnte – perfekt war sie nicht: es gab Probleme bei der Registrierung, Einige haben, trotz Not und Bedarf, kaum bis gar nichts bekommen. Insgesamt fehlte es den Prozessen oft an Transparenz und Klarheit. Süß: „Da merkt man schon: wir sind zwar in einem Land, in dem viel Geld da ist und in dem wirklich gut geholfen wird, ich glaube auch im Vergleich zu anderen. Aber es ist halt nicht immer so ganz schlüssig; es hakt noch, was kein Wunder ist auf die kurze Zeit. Aber es ist halt mühsam, muss man sagen.“
Obwohl es von Seiten des Ministerpräsidenten hieß, „Wir werden keinen hängen lassen“, fühlten sich doch einige im Stich gelassen. Das ist ein Gefühl, welches man, trotz gut klingenden und teils gut funktionierenden Initiativen, bei einigen Betroffenen in der Corona-Krise beobachten konnte.
Die Corona-Krise produzierte von Beginn an die gleichen persistenten Gefühle für die meisten Mitglieder unserer Gesellschaft: Unmut, Verwirrung und vor allem den Drang, in kurzer Zeit radikale Veränderungen und neue Lösungswege finden zu müssen. Zwar herrschte, wie man auch an David Süß sieht, trotz all dem Ärger zumindest teilweise ein Verständnis für etwaige Probleme und Unklarheiten, vor allem in Bezug auf staatliche und politische Maßnahmen; insgesamt wuchsen die Sorgen und die Gefühle der Unsicherheit jedoch für viele stetig an, wie Süß berichtet: „April bis Ende Mai, da kam schon bei Vielen so die Unsicherheit; was bedeutet das, wie lang geht es?“
Während viele Einschränkungen im Laufe der Monate langsam wieder umgekehrt und verändert wurden, blieben die Clubs zu und Veranstaltungen aus. Dies wirkte sich drastisch auf die Veranstalter:innen selbst aus; alle betroffenen Firmen mussten so weit wie möglich geschrumpft werden, so viele Mitarbeiter:innen wie möglich wurden auf Kurzarbeit umgestellt. Dadurch, dass es keine Veranstaltungen gab, sank der Umsatz oder blieb ganz aus. Die Unsicherheit wuchs über die Monate hinweg; für viele Betroffene stellte diese Situation eine schwerwiegende Bedrohung dar, die in vielerlei Hinsicht ihre Spuren hinterließ, wie Süß erzählt: „Auch wenn sie vorher gut gesetzt waren, die vielleicht so wirklich ordentlicher Mittelstand waren, macht es bei denen schon, aus der Verzweiflung raus, auch irgendwann eine Wut aus.“
Die Veranstalter fühlten sich während der letzten Monate, trotz ihrer Notlage, nicht beachtet, insbesondere von den Verantwortlichen des Freistaats Bayern. Als Grund dafür nannte Süß die dysfunktionale Kommunikation seitens der Landespolitik: „Wir haben tatsächlich als Verband nur den Austausch mit der Stadt, den ich schätze.“ Während die Beziehung zwischen den Kulturveranstalter:innen und dem Stadtrat funktionierte und Früchte trieb, schreibt Süß in einem Facebook-Post von Mitte Juli: „Vom Freistaat wünsche ich mir aber sehr viel mehr Bereitschaft, in einen Austausch zu kommen.“ Es scheint weder eine vollends funktionierende Kommunikationslinie zwischen Stadtrat und Landtag noch zwischen Veranstaltungsbranche und Freistaat zu existieren. Die Gründe dafür sind auch Süß nicht ganz klar: „Es gibt dann aber auch für die den Austausch mit dem Freistaat nicht. Die wissen auch nicht, warum das so ist.“
Dieser Mangel an Information seitens der Landespolitik sorgte in den letzten Monaten nicht nur für mehr Frust und Verwirrung, sondern auch für ein gewisses Unverständnis seitens der Veranstalter:innen. Dieses Gefühl verstärkte sich mit der Zeit, insbesondere da diese einige staatliche Vorschriften und Anordnungen mit Bezug auf Kulturveranstaltungen nicht nachvollziehen konnten. So wurden, trotz vielversprechenden Hygiene- und Logistikkonzepten, jegliche Versuche von Klubbetreiber:innen und Kulturveranstalter:innen, in diesen Räumen wieder veranstalten zu können, abgewiesen; zur selben Zeit waren jedoch Hochzeiten und Feiern in Gaststätten oder Veranstaltungen in vollen Biergärten, mit zehn Personen pro Tisch, erlaubt.
Für die Veranstalter sei diese Diskrepanz nicht nachvollziehbar, erklärt Süß: „Warum kann ich nicht ein Konzert machen, wo auch zehn Leute zusammen sind, dann stell ich auch einen Biertisch hin. Aber nein, das ist nicht erlaubt. Da gibt es halt einfach riesigen Unmut. Die Leute sind ja nicht bescheuert. […] All das [logistische] können wir, aber es geht halt nicht, weil es ein Konzert ist. Die Begründung ist nicht nachzuvollziehen, also für uns Expert:innen.“
Auch hier fühlten sich die Veranstalter:innen von der Politik im Stich gelassen. Man fühlte sich in der Branche allein gelassen, und das während einer so schwerwiegenden Krise. In der Industrie herrschen Nöte und Sorgen, die Unterstützung benötigten, welche nicht gewährleistet wurden. Aus dieser Notlage heraus entstanden mehrere Aktionen, welche ein Licht auf die schwierige Situation der Veranstalter werfen sollten. „Ohne Uns Ist’s Still“ ist eine Aktion, bei der die Veranstalter Münchens in der Muffathalle ein Foto inszeniert haben, um zu zeigen, wie die Verteilung der Gäste in der Halle mit den Abstandsregeln von 1,5 Metern aussähe; 100 Leute passen in eine Halle, die für über 1000 Personen gedacht ist.
Wie David Süß erklärt, ging es in dieser Aktion darum, „noch einmal zu zeigen, dass da sinnvollerweise im Augenblick gar nichts stattfinden wird, weil das einfach nicht geht, weil es nicht wirtschaftlich ist.“ Diese Initiative sollte laut Süß dazu dienen, die prekäre Lage der Kulturveranstalter:innen aufzuzeigen und die Politik zu einem erneuten Dialog aufzurufen: „[W]ir haben tatsächlich dann auch nochmal Forderungen an die Politik gerichtet, zum Beispiel einfach in den Austausch zu gehen und eben auch in Locations, in denen mehr möglich wäre, dann auch mehr Leute reinzulassen. […] Wie der Gasteig oder die Olympiahalle, also in sehr großen Locations. Damit man nicht einfach sagt, ‚egal wie groß die Halle ist, im Augenblick gehen nur 200 Leute rein.‘ Das leuchtet uns noch nicht ein.“
Eine weitere Aufmerksamkeitsaktion fand unter dem Namen „Night of Light“ am 22. Juni statt. In dieser bundesweiten Aktion wurden über 9000 wichtige Bauwerke, u.a. der Olympiaturm und die Muffathalle in München, in roter Farbe beleuchtet; eine Art SOS-Signal in Richtung Politik, ein Hilferuf einer existenzbedrohten Industrie. Die Aktion diente, wie Süß es zusammenfasst, dazu, „einfach nochmal [zu] zeigen ‚Wir sind da‘ und wir brauchen vielleicht spezielle Hilfen. […] Man wollte einfach nochmal allen zeigen, um wie viele Locations, um viele Leute es da geht und was da alles dranhängt.“ Diese Aktion steht in Verbindung mit Alarmstufe Rot, einem Bündnis von verschiedenen Veranstaltungsunternehmen. Sie fühlen sich nach Monaten der Diskussionen immer noch nicht gehört; Anfang September hat Alarmstufe Rot deutschlandweit Demonstrationen organisiert. In Berlin unterstützten 15.000 Teilnehmer die Aktion.
Trotz dieser verheerenden Krise entstand im Sommer ein Lichtblick für die Veranstalter: im Rahmen der münchenweiten Aktion „Sommer in der Stadt“ und in Kooperation mit dem Münchner Stadtrat organisierten Mitglieder der VDMK die Sommerbühne im Olympiapark, eine Reihe an Open-Air-Veranstaltungen und die ersten Konzerte in München seit März.
In kurzer Zeit schafften es die Veranstalter:innen, ein kostenloses Programm für die kompletten Monate August und September zu organisieren; mit 400 Gästen pro Konzert und funktionierendem Hygienekonzept. Für David Süß ist die Sommerbühne nicht nur ein Erfolg, sondern auch ein wichtiges Zeichen: „[I]m Augenblick ist es wichtig, es nicht nur der Stadt zu zeigen, denn ich glaub, die Stadt weiß, dass das gut ist und schon funktioniert, aber auch dem Freistaat zu zeigen, wie sicher solche Veranstaltungen tatsächlich ablaufen können. Und einfach zu sagen, ‚Nein, soll nicht‘, dass das keinen Sinn macht.“ Der Erfolg dieses Programms ist auf jeden Fall ein positives Zeichen, eins von immer weniger werdenden in dieser Krise. Es ist aber auch klar, dass dies nur ein temporärer Vorgang ist; irgendwann werden die bekannten Räume und Strukturen, oder zumindest eine an die Umstände angepasste und funktionierende Version davon, wieder zurückkehren müssen. Das sieht auch David Süß so.
Das plötzliche Fehlen von öffentlichen Räumen und Veranstaltungen, von Kultur und Musik, machte sich in diesem Frühjahr und Sommer laut Süß auch in einer gesellschaftlichen Änderung bemerkbar: „Die Auswirkung ist dann zu sehen am Gärtnerplatz oder an der Isar; du hast halt die, die jetzt nicht über Familie oder über Netflix ihre Freizeit gestalten wollen [...] sondern die, die ihre Peer-Group treffen wollen, die Sachen unternehmen wollen, die sich vergnügen wollen. Für die fehlt was und dann machen sie es halt einfach selber.“ Der plötzliche, fortwährende Ausfall von kuratierten Räumen offenbarte, dass in der Gesellschaft ein Bedarf für Kultur und Unterhaltung existiert; wenn dies nicht ermöglicht werden könne, hieße das nicht, dass verzichtet würde, sondern dass andere Räume okkupiert werden: Münchner Freiheit, die Isarufer, Gärtnerplatz und einige andere Hotspots schienen diesen Sommer jeden Abend mit Menschen überfüllt zu sein.
Zwar sind Plätze wie diese oft ein Treffpunkt des öffentlichen Nachtlebens, doch hat sich dies während der Corona-Zeit merklich verstärkt; und das, ohne ausreichende Kontrolle auf Hygieneregeln und Nachtruhe. Diese Umstände zeigen für Süß, „dass es auch wirklich Bedarf gibt. Und dass es tatsächlich Teil von dem ist, was die brauchen zum Leben.“ Doch wie soll man, auf Seiten von Veranstalter:innen und Gesetzgeber, während einer Pandemie handeln, um dieses Thema zu adressieren und zu behandeln? Was kann getan werden, um mit dieser Bewegung in den freien Raum umzugehen? So genau weiß das laut Süß noch niemand; es gebe jedoch bereits Konzepte und Ideen. Ein potenzieller Hoffnungsträger könne etwa in dem Posten eines sogenannten „Nachtbeauftragten“ existieren: eine vom Stadtrat geschaffene, und bald zu besetzende Stelle, die das Nachtleben mitgestalten und regulieren solle, besonders die öffentlichen Plätze betreffend: „Tatsächlich soll sich diese Stelle jetzt nur mal um die Nacht kümmern und auch da geht es wieder um Strategien, wie es weitergehen kann.“
Eine Stelle wie diese scheine immer wichtiger zu werden, auch in Bezug auf die kommenden Monate. Wie sich die Pandemie entwickelt und ob die zuständigen Räume irgendwann wieder vollständig geöffnet werden können, diese Fragen können immer noch nicht beantwortet werden. Als dementsprechend wichtig sieht David Süß diese Überlegungen zur Zukunft an: „[M]an müsste dann eben schon auch strategisch überlegen, was man machen kann im Winter oder was macht man nächstes Frühjahr? Wenn ich sehe, wie sehr für junge Menschen Treffpunkte fehlen, an denen die einfach sein können, vielleicht auch nicht kommerzialisiert, wie kann ich die in der Stadt schaffen?“
Solche Ausblicke in die Zukunft werden meiner Meinung nach immer wichtiger; nicht nur ob des Bedarfs von Kultur und Unterhaltung in der Gesellschaft im Allgemeinen, sondern auch wegen der Zukunft der (Kultur-) Veranstaltungsbranche im Speziellen. Denn diese steht momentan, trotz einiger positiver Entwicklungen und Gesten, vor einer existenziellen Bedrohung. Denn so, wie es in den letzten Monaten notgedrungen verlief, kann es offensichtlich nicht weitergehen, das wurde aus dem Gespräch mit Süß klar. Wenn die Räume geschlossen und die Gäste ausbleiben, wie soll sich die Industrie am Leben halten? Man kann nicht notwendigerweise auf staatliche Hilfen zählen, die bis jetzt nur bedingt aufkamen und letztendlich komplett fehlen könnten.
Die Sorge um die Zukunft der Existenzen und Strukturen, die an der Industrie hängen, sei groß, gibt Süß zu bedenken: „Und was ist dann, wenn das Geld irgendwann nicht mehr da ist? Wenn einfach der Staat irgendwann sagt, ‚Wir können jetzt nicht so viele Betriebe einfach nochmal ein Jahr durchziehen.‘ Dann haben wir tatsächlich eine Katastrophe, also dann sind die Locations alle weg. Wo sollte dann das Geld später herkommen, wenn dann Veranstaltungen wieder möglich sind?“ Es ist unklar, was in den nächsten Monaten und Jahren passieren wird, wie sich das Infektionsgeschehen verändern wird.
Die vielen Fragen, die seit dem Beginn der Corona-Krise in den Köpfen der Veranstalter umherschwirren, sind größtenteils immer noch nicht zu beantworten und brennen immer schwerer in den Herzen. Eine für die Kultur und Unterhaltung der Gesellschaft essentielle Industrie steht immer noch inmitten einer existenzbedrohenden Krise, ohne klare Sicht nach vorne. Dies ist ein großes Problem, eines was vernünftig und zielstrebend diskutiert, behandelt und unterstützt werden sollte. Sonst bleiben die Lichter wohl noch länger aus.